Noch immer freuen wir uns riesig über unser gestriges Losglück und fahren früh morgens Richtung Norden, um etwa 30 km nach dem Lake Powell in die House Rock Valley Road abzubiegen. Dann geht es auf einer Schotterstraße gut 13 km bis zum Parkplatz des Wire Pass Trailhead, von dem die Wanderung zur Wave beginnt. Sabine und Theo sind auch mit dabei, da wir beschlossen haben, nach unserer Wanderung gleich auf dem Parkplatz zu übernachten. Und hier treffen wir auch wieder Vincenzo. Den Italiener, der schon lange Zeit in Phoenix wohnt, hatten wir gestern bei der Auslosung kennen gelernt und wir freuen uns, mit ihm gemeinsam zur Wave zu wandern. Da man sich auf dem Weg zur Wave oder auf dem Rückweg leicht verlaufen kann, haben wir in der Paria Contact Station einen gut ausgearbeiteten Plan bekommen. Auf diesem kann man die verschiedenen Berg- und Landschaftsansichten in Fotoansicht mit integrierter Wegskizze erkennen. Gut ausgerüstet mit reichlich Wasser im Rucksack geht es dann los. Schon auf dem Weg zur Wave erkennen wir den Grund dafür, daß nur 20 Personen täglich ein Permit erhalten. Man geht zum Teil über sehr empfindliche Sandsteinstrukturen, von denen beim Betreten schnell mal eine Kante abbricht. Wir erreichen die Wave fast zum optimalen Zeitpunkt, wenn kurz vor Mittag die Sonnenstrahlen das Wellental der roten Sandsteinfelsen in ein faszinierendes Licht setzen.
Claudia und Vincenzo sind in ihrem Element und die Wave wird von allen möglichen Seiten in Angriff genommen. Ein besseres Fotomotiv ist wohl auch kaum vorstellbar. Wir gehen noch in die hinteren Regionen der Wave und machen uns nach über zwei Stunden auf den Rückweg. Als wir am Parkplatz ankommen erwarten uns schon Sabine und Theo. Zum krönenden Abschluß dieses tollen Tages haben die Beiden ein Käsefondue für uns alle vorbereitet. Nachdem wir gemütlich bei uns im Mobil das Fondue und ein Glaserl Wein genossen haben, verabschieden wir uns von Vincenzo, der uns spontan zu sich nach Hause in Phoenix einlädt, wo es seiner Aussage nach die beste Pizza der Welt geben soll. Na, das wäre ja super, wenn wir es irgendwie schaffen könnten, der Einladung nach Phoenix zu folgen. Mal sehen.
Wir fahren zurück zur Paria Contact Station und bleiben ca. 3 km dahinter für drei Tage an einem kostenlosen Stellplatz stehen, der schön ruhig, mitten in einer wüstenähnlichen Gegend liegt. Der Platz wird nur von einigen Echsen bewohnt und dient ab und zu Leuten, die früh morgens an der Verlosung zur Wave teilnehmen wollen, als Übernachtungsplatz. Am Abend kommen dann auch tatsächlich noch 2 Deutsche vorbei. Katharina und August, die sich in Dallas einen alten Chevy-Van gekauft haben und für 3 Monate durch die Staaten reisen, hatten heute morgen Pech bei der Auslosung und wollen morgen früh ihre zweite Chance nutzen.
Wir machen uns am Morgen auf zum White House Trail, den man von unserem schönen Übernachtungsplatz leicht zu Fuß erreichen kann. Der schlammige Fluß hat im Laufe von Jahrmillionen zahlreiche Löcher in den Sandstein gegraben. Er schlängelt sich von links nach rechts durch den Canyon, weswegen wir andauernd durch ihn hindurch waten müssen. Aber auch sonst ist der Trail interessant und nach 5 km drehen wir wieder um und laufen zurück zum Wohnmobil, wo eine Dusche vor allem unsere Füße vom Schlamm befreit. Wieder kommen Katharina und August vorbei, die diesmal Glück hatten und bei der Verlosung für Morgen ihr Ticket zur Wave gewonnen haben. Die Beiden kommen am nächsten Tag von ihrer Wanderung zur Wave zurück und sind genauso begeistert, wie wir zwei Tage zuvor.
Am nächsten Morgen ist erst einmal Abschied angesagt. Da wir in den Zion Nationalpark wollen, vereinbaren wir mit Sabine und Theo ein Treffen in einer Woche in Escalante. Von Katharina und August verabschieden wir uns auch erst einmal, obwohl die Beiden auch den Zion NP auf dem Plan haben. Doch schon auf halbem Weg gibt es ein Wiedersehen, wenn auch unter unglücklichen Umständen. Die Lichtmaschine des Chevy - Van hat ihren Dienst quittiert und muß erneuert werden. Wir überbrücken erst einmal die Batterie und leisten dann Geleitschutz bis zur nächsten Ortschaft Kanab. Die Lichtmaschine ist Gott sei Dank im ersten Autozubehörshop vorrätig und August kann sie austauschen. Wir überbrücken noch ein weiteres Mal und gemeinsam geht es nun Richtung Zion, wo wir ca. 10 km vor dem Park einen ruhigen Übernachtungsplatz finden. Nach dem Frühstück geht es dann endgültig in den Zion Nationalpark. Als Einstieg bietet sich am Overlook Trail die Gelegenheit, sich einen ersten Überblick über den Canyon zu verschaffen.
Zu unserer Überraschung sind alle 400 Stellplätze auf den Campgrounds im Park ausgebucht. Wir entscheiden uns daher für einen Trail und beschließen, danach wieder unseren gestrigen Übernachtungsplatz anzufahren. Beim Trail Angel’s Landing , der uns von Sabine und Theo empfohlen wurde, geht es stetig bergauf, durch den Refrigerator Canyon bis hoch zum Scout Lookout. Von hier aus hat man dann einen guten Ausblick auf den letzten Teil des Trails, hoch zum Angel’s Landing. Meine (Uwe) spontane Reaktion auf den Ausblick: „ach du … - hier geh ich nicht hoch!“. Man kann von hier nur schwer einen Pfad erkennen, der auf einem relativ schmalen Grad steil nach oben führt, teilweise mit Ketten an engen Stellen ausgestattet ist, an denen man sich festhalten kann, während es unmittelbar daneben mal eben bis zu 450 Meter nach unten geht. Obwohl vor uns zwei Männer nach oben schauen und kopfschüttelnd den Rückweg antreten, entscheiden wir uns dann doch, den Aufstieg zu wagen. Während Katharina und August locker flockig mit ihren Turnschuhen den Trail hinauftänzeln, rinnt mir bei jedem Schritt der Angstschweiß in die Wanderstiefel. Auch den grandiosen Ausblick, der sich einem am Angel’s Landing bietet, kann ich nicht so richtig genießen, da ich weiß, es geht ja den gleichen Weg wieder zurück. Letztendlich fällt aber der Rückweg leichter als gedacht und alle kommen wieder gut nach unten.
Im Bryce Canyon Nationalpark haben wir mehr Glück und bekommen einen schönen Stellplatz, auf dem unsere beiden Fahrzeuge stehen können. Wir erholen uns noch einen Tag, bevor es in den Canyon geht. Hier erwartet uns wieder einmal eine einmalige Naturlandschaft. Hunderte skurril geformte Steinskulpturen, die Hoodoos, geformt aus rotem und weißem Sandstein, sind der Grundstein für ein wahrlich fantastisches Landschaftsbild, durch das viele tolle Wanderwege führen. Wir wandern vom Campingplatz direkt zum Sunrise Point und gehen den Queens Garden, den Peekaboo und den Navajo Loop Trail.
Die letzten Wanderungen waren allesamt toll und wir sind schon gespannt, was in Escalante auf uns zu kommt. Bevor wir aber nach Escalante abreisen, fängt es doch tatsächlich an zu schneien. Sind wir nicht erst gestern bei 24 Grad im Bryce Canyon gewandert? Morgen treffen wir wieder auf Sabine und Theo. Die Beiden haben uns von zwei Canyon’s vorgeschwärmt, die wir unbedingt sehen müssen.