Am frühen Abend erreichen wir die Grenzstadt Nogales. Die US-Grenzbeamten machen eine kurze Fahrzeugkontrolle und anschließend geht es zur Einreisebehörde. Hier erleben wir neue Dimensionen von Arroganz und Ahnungslosigkeit, wie wir es bisher nur von anderen Reisenden erzählt bekamen. Der Grenzbeamte samt seiner Vorgesetzten wollen uns klarmachen, daß unser Visa nur für eine Aufenthaltserlaubnis von 3 Monaten gültig sei. Da man aber als Deutscher für 3 Monate gar kein Visa braucht, und wir ja extra für dieses 6-Monats Visa auf die amerikanische Botschaft in München gefahren sind und dafür je 100 Dollar bezahlen mußten, wissen wir ziemlich genau, daß dieses Visa für 6 Monate gültig ist. Uns ist zwar bewußt, daß jeder Grenzbeamte immer selbst entscheiden kann, wie lange er einen im Land bleiben läßt, aber die Aussage der Beiden war klar, mit diesem Visa keine 6 Monate. Auf unseren Hinweis, wir sind bereits letztes Jahr zweimal in die USA gereist und hatten jedes Mal problemlos den 6-Monatsstempel erhalten, machten uns die Beiden darauf aufmerksam, daß da wohl die Kollegen an den anderen Grenzen einen Fehler gemacht hätten.
Bei so viel Ignoranz hilft nur Klappe halten und wegtreten. Sonst kann es einem passieren, daß man eine „Red Flag“ in die Datei bekommt, was beim nächsten Grenzübertritt zu neuen Problemen führen kann. Nun müssen wir Mitte August die USA in Richtung Kanada verlassen und hoffen dann auf einen besseren Grenzübertritt zurück in die Staaten.
Durch den Ärger an der Grenze wurde es spät und wir übernachten am Walmart in Nogales, bevor es über den Patagonia State Park zum Chiricahua National Monument geht. Dort machen wir uns früh morgens auf den Weg zur 15 km Wanderung des Echo Canyon Trail. Der Weg führt auf Plateaus mit grandiosen Aussichten auf die außergewöhnlichen Gesteinsformen, die in den letzten 27 Millionen Jahren durch Eruption des Turkey Creek Volcano und Erosion gebildet wurden. Es macht uns richtig Freude, wieder einmal einen schönen Trail zu gehen, bis wir im Heart of the Rocks Loop auf einer Stufe den Zettel eines Wanderers finden, der vor einer Klapperschlange zwischen Stufe 5 und 6 warnt. Da wir dort aber nichts erkennen können und der Zettel schon zwei Tage alt ist, gehe ich voran und komme nur bis Stufe 2, bis ich von der Rassel eindringlich gewarnt werde. Obwohl ich ja vorgewarnt bin, erschrecke ich dermaßen, daß ich beim Zurückspringen den Halt verliere und unsanft auf dem Rücken, bzw. auf dem Rucksack lande. Claudia hilft mir auf und wir suchen die Ursache des Geräusches. Die Schlange ist umgezogen und wohnt jetzt zwischen Stufe 3 und 4 und möchte auch heute nicht gestört werden. Wir machen einen großen Bogen um die Stufe und treten sehr, sehr aufmerksam den Heimweg an. Am nächsten Tag geht es nach Glenwood in New Mexiko. Bevor wir dort im National Forest einen Platz für die Nacht suchen, machen wir noch eine kleine Wanderung am „Catwalk“. Hier kann man auf einem gut angelegten Weg oberhalb des Flusses den Canyon entlang spazieren. Nach 1,5 km geht es dann bergauf zu mehreren Pools, an denen man Angeln und Baden kann. Wir sind aber schon spät dran und machen uns gleich auf den Rückweg. Interessanter ist da schon der kleine Trail am El Morro Felsen. Hier hat ein kleines Becken im Schatten einer Felsnische schon vor 2000 Jahren die Zuni Indianer mit Wasser versorgt. Diese Tränke war auch lebenswichtiger Zwischenstopp für die Siedler und Soldaten, die hier vom 16. bis zum 20. Jahrhundert vorbeikamen. Interessant sind die Petroglyphen der Indianer sowie zahlreiche Inschriften an den Felsen neben dem Wasserbecken. Viele der Menschen, die hier vorbeikamen, haben sich mit Namen, Daten oder sogar Gedichten in dem Sandstein verewigt. Seit 1906 ist der Felsen ein National Monument und die Ranger pflegen, restaurieren und schützen die Inschriften so gut wie möglich. Der Rundweg geht weiter hinauf bis auf den Felsrücken, von wo man eine geniale Fernsicht hat und die Reste einer Indianersiedlung bewundern kann. Kurz nach El Morro machen wir noch einen Abstecher in eine Eishöhle. Obwohl mitten in der Wüste liegend, ist in dieser Höhle immer eine dicke Eisschicht vorhanden. Auf diesem Privatgelände machen wir nach der Höhlenbesichtigung noch eine kurze Wanderung zu dem Kraterrand des Bandera Vulkans. Für uns hat dieser Ausflug nur wenig zu bieten und war das hohe Eintrittsgeld nicht wert. Nach einem Zwischenstop in Albuquerque, den wir ausschließlich zum Wäsche waschen und Internetarbeiten nutzen, geht es weiter zum Kasha-Katuwe Tent Rocks National Monument. Es ist Sonntag und der Andrang groß. So müssen wir vor der Rangerstation warten, bis wieder ein paar Autos den Park verlassen. Das Warten lohnt sich aber und der wunderschöne Wanderweg geht vorbei an bizarren Felskegeln, durch einen Canyon bis hinauf auf ein Plateau, von dem man einen kompletten Überblick über die Kegellandschaft hat. Nach so viel Natur ist wieder einmal City angesagt. Wir sind in Santa Fe und finden mitten in der Stadt einen 24 Stundenparkplatz. Uns gefällt die Stadt auf Anhieb und uns beeindruckt das Stadtbild mit Häusern, die mit Ausnahme der Kirchen allesamt in Adobestil gebaut sind. Diese lehmfarbenen Gebäude mit den Rundungen an Hausende und Dach machen einen sehr gemütlichen Eindruck und geben der Stadt einen ganz besonderen Flair. Auf keinen Fall auslassen darf man die Canyon Road. Diese Straße ist eine einzige Kunstmeile. Ansässige Künstler zeigen nicht nur in ihren Räumen außergewöhnliche Werke, sondern schmücken auch ihre Fassaden und Gärten mit ansprechender Kunst. Dieser Spaziergang war sicherlich unser persönlicher Höhepunkt des Aufenthaltes in Santa Fe.