Die Tage vergehen wie im Flug, wir sind noch immer in San Miguel de Allende und werden hier auch noch ein bißchen bleiben. Unsere netten Nachbarn Jane und Bill sorgen für Abwechslung und nehmen uns in ihrem Auto mit in das ca. 110 km entfernte Bernal. Diese attraktive kleine Ortschaft liegt direkt unterhalb eines 350 m hohen Monolithen. Der Berg ist nach dem Felsen von Gibraltar und dem Zuckerhut in Rio der drittgrößte Monolith der Welt. Er prägt das gesamte Stadtbild und kann von fast jeder Gasse aus gesehen werden. Man sagt ihm sogar magische Kräfte nach.
Auf dem Heimweg von Bernal machen wir noch einen Abstecher nach Querétaro. Vorbei an einem gigantischen Aquädukt geht es in die rund 600.000 Einwohner zählende Stadt, die in der mexikanischen Historie eine bedeutende Rolle gespielt hat. Hier wurden die Pläne zur Revolution gegen die Spanier geschmiedet. Die Franziskaner Mönche hatten hier ihr mexikanisches Hauptquartier. Diesem Umstand ist es zu verdanken, daß wir hier viele ganz besondere Kirchen zu Gesicht bekommen. Wir flanieren über schöne Plätze mit kleinen Marktständen, vorbei an prächtigen, historischen Gebäuden und genießen den Tag in einer weiteren Stadt auf der Liste des Unesco - Weltkulturerbes.
Ein paar Tage später sitzen wir gemeinsam mit Karen und Klaus im Wagen von Joyce und George, die uns zu einem Besuch des Dorfes Mineral de Pozos eingeladen haben. Das ehemalige Silberminenstädtchen war über viele Jahre zu einer Geisterstadt verkommen und wurde nach und nach durch den aufkommenden Tourismus und die ansässigen Künstler wieder neu belebt.
Die Orte Yuriria und Celaya haben uns bis jetzt noch nicht sehr viel gesagt. Aber als Bill seinen mexikanischen Freund Raphael in dessen Heimatstadt Yuriria bringt, bietet sich für Uwe die Gelegenheit, diese Stadt und die gewaltige Kathedrale, dessen Äußeres mehr einer Festung gleicht, zu besichtigen. Nach einem kleinen Spaziergang durch ein paar Nebengäßchen geht es über Celaya wieder zurück nach San Miguel de Allende.
Rita und Rudi kennen wir schon aus Deutschland und haben die Beiden in Alaska und British Columbia wieder getroffen. Sie wollen spontan nach San Miguel kommen. Nachdem wir ihnen von dem anstehenden Aztekenfest schreiben, fahren sie direkt von Louisiana ins mexikanische Hochland. Gemeinsam erleben wir das Fest "Festividad del Senor de la Conquista", welches immer am ersten Freitag im März in San Miguel stattfindet und einen Höhepunkt unserer bisherigen Mexikoreise darstellt. Zu Ehren einer Jesusstatue, die einst von rebellischen und noch nicht konvertierten Chichimecas auf dem Weg nach San Miguel verschleppt wurde und viele Jahre später aber wieder in die Stadt zurückgebracht wurde, kommen hunderte traditionell gekleidete Tänzer in ihren aufwendig gestalteten Kostümen um dies zu feiern. Jede einzelne Gruppe erscheint in der Kirche, um zu beten, zu singen und so der Statue zu huldigen. Die zahlreich erschienenen Stämme tanzen den ganzen Tag bis tief in die Nacht.
Am darauf folgenden Wochenende geht's zu einem Roots-Musik Konzert mit der in den USA sehr bekannten Sängerin Maria Muldaur. Der Eintritt sowie die Verkaufserlöse der zahlreichen mexikanischen wie amerikanischen Spezialitäten kommen einem wohltätigen Zweck zu Gute und es erscheinen ein paar hundert Besucher. Das Konzert findet auf dem Grundstück eines amerikanischen Immobilienmaklers statt, der sich in den letzten 14 Monaten ein wahres Paradies inmitten dieser mexikanischen Steppenlandschaft hat bauen lassen. Die hier in der Region überall vorhandenen heißen Quellen wurden von ihm für seine 5 Außenbecken und ein kunstvoll gestaltetes Höhlensystem genutzt und man kann hier herrlich baden. Dies läßt für uns das Konzert etwas in den Hintergrund geraten und wir genießen lieber die Hacienda, den Ausblick und die heißen Quellen dieses neu gestalteten Thermalbades namens "The Mayan Bath".
Für einen weiteren Abstecher fahren wir mit dem Taxi für rund 2 Euro an den Stadtrand in den botanischen Garten El Charco del Ingenio. Dieser beherbergt eine große Ansammlung von Kakteen und anderen mexikanischen Pflanzen. Wir wandern entlang des Sees und des Canyons und genießen die Ruhe der Natur, bevor es wieder zu Fuß bergab in die Stadt zurück geht.
Dolores Hidalgo gilt als die „Wiege der mexikanischen Unabhängigkeit" und ist nur 40 km von San Miguel entfernt. Nach kurzer Fahrzeit sind wir in der kleinen Stadt. Wir spazieren durch den Park und sehen Kinder in Kostümen und eine Veranstaltung mit dem Motto "Tag des Wassers". Die Kinder lernen die Wichtigkeit des Wassers schätzen und so marschieren sie mit selbstgemalten Schildern durch die Innenstadt.
Schon am nächsten Tag fahren wir in den Pilgerort Atotonilco, wo eine beeindruckende Kirche das ganze Jahr über viele Pilger anzieht. Der Ort selbst ist ruhig und staubig und wäre die Reise nicht wert. Die Kirche jedoch gilt als herausragendes Barockgebäude mit Ölbildern und Wandgemälden von bekannten mexikanischen Künstlern. Wir werden sogar Zeuge von Pilgern, die sich mit Kreuz auf dem Rücken und Dornenkranz auf dem Kopf auf einen beschwerlichen Weg machen. Auf unserem Rückweg geht es noch in das alte und ursprüngliche San Miguel zu der ältesten Kirche der Umgebung, dessen mystisches Innenleben leider nur durch ein Schlüsselloch zu besichtigen ist.
San Miguel de Allende ist ein toller Ort, der uns vom ersten Tag an begeistert hat und wir hoffen, hier nicht das letzte Mal gewesen zu sein. Die vielen interessanten Begegnungen und Eindrücke in dieser Stadt kann man nicht vermitteln, und die Bilder zeigen nur Sequenzen. Wir sind nun ganze 7 Wochen hier und es war uns keine Sekunde langweilig. Aber da wir noch mehr von Mexiko sehen wollen, geht es morgen weiter Richtung Xilitla, eine kleine Ortschaft ca. 300 km nordöstlich von San Miguel im mexikanischen Dschungel.