Als Ziel haben wir den Ort Port Isabel in unser GPS eingetippt. Dieser liegt 40 km östlich von Brownsville am Golf von Mexiko. Vorher stoppen wir aber in Harlingen beim Dodge Händler sowie beim Mercedes Service, um unsere Klimaanlage reparieren zu lassen. Dodge erweist sich jedoch als unfähig und Mercedes hat keine Lizenz, um Reparaturen an unserem Sprinter durchführen zu dürfen. Wofür allerdings eine Lizenz notwendig ist, um ein Leck in der Leitung der Klimaflüssigkeit zu beheben, konnte mir der zuständige Werkstattleiter auch nicht erklären.
Unverrichteter Dinge fahren wir weiter bis Port Isabel, überqueren die Brücke nach South Padre Island und suchen uns einen schönen Stellplatz an einer der vielen Zufahrten zum Strand. Im angrenzenden Naturschutzgebiet beobachten wir die zahlreichen und seltenen Vogelarten, haben aber leider nicht das Glück, einen der drei im Park ausgesetzten Alligatoren zu erblicken. Nur wenige hundert Meter entfernt liegt der Convention Center, der uns einen guten Internetempfang beschert. Wir haben mehrfach Kontakt mit Bärbel und Joachim, die sich schon seit längerer Zeit in Mexiko aufhalten und mit ihrem Insiderwissen unsere Fragen beantworten. Sie haben aktuelle Neuigkeiten aus der Grenzregion, über die wir eigentlich nach Mexiko einreisen wollen und raten uns von dem Streckenabschnitt im mexikanischen Staat Tamaulipas ab. In den letzten Wochen hat es auf dem Weg nach Ciudad Victoria vermehrt bewaffnete Überfälle auf Wohnmobile gegeben. Wir finden im Internet weitere Informationen zu den Vorfällen und beschließen kurzerhand den Tip der beiden, an der Grenze bei Laredo nach Mexiko einzureisen, wahrzunehmen. Wir nehmen den Highway 83 unter die Räder, der uns entlang der mexikanischen Grenze in das 340 km entfernte Laredo bringen soll. Auf halbem Weg entscheiden wir uns aber zu einer Zwischenübernachtung am Falcon Lake. Aus dem kurzen Zwischenstop werden dann gleich mehrere Tage. Der Falcon Heights State Park gefällt uns sehr gut und so genießen wir unsere letzten Tage in Texas umgeben von netten Menschen, interessanten Gesprächen und unterhaltsamen Wanderungen, die von einer regionalen Naturexpertin geleitet werden. Wir treffen auch Monika und Frank wieder und verbringen einen netten Grillabend am Lagerfeuer.
In Laredo angekommen schließen wir noch eine Kfz - Versicherung bei Sanborn`s ab. Unser bisheriger Versicherer übernimmt für Mexiko keine Haftung. Die letzten Dollar werden in Pesos getauscht und somit sind wir startklar für den morgigen Grenzübertritt. Wir stehen zeitig auf und erreichen um acht Uhr den Grenzbereich. Es gibt drei verschiedene Grenzübergänge und der Tip von Joachim mit dem Übertritt auf der Columbia Bridge erweist sich als Glücksfall. Wir parken unser Auto, gehen ein kurzes Stück retour zum amerikanischen Grenzposten, geben unsere weißen Zettel ab und reisen somit offiziell aus den USA aus.
Im Moment sind wir die Einzigen, die nach Mexiko einreisen wollen. Es erfolgt eine kurze Inspektion unseres Wohnmobils und nach 90 Minuten sind sämtliche Formalitäten erledigt. Jetzt wollen wir schnell die Grenzregion verlassen und entscheiden uns für die mautpflichtige und gut ausgebaute Carretera Federal. Das Militär kontrolliert unterwegs auf verschiedenen Streckenabschnitten, wir werden aber nur freundlich durchgewunken und erreichen am nachmittag den Ort Saltillo. Mitten in der Stadt bietet das Hotel Imperial einen sehr schönen Stellplatz für Wohnmobile und es bleibt noch Zeit für einen Einkaufsbummel durch die moderne und neue Einkaufsmall. Der weitere Streckenverlauf führt durch trockenes Land teils entlang der Sierra Madre Oriental und ist nicht sehr aufregend. Wir erreichen die in 2500 m Höhe liegende Kolonialstadt Zacatecas, eine Stadt mit großem historischem Hintergrund. Durch die Silberminen war der Ort im 16. Jahrhundert zu einigem Reichtum gekommen, was sich beim Stadtspaziergang an zahlreichen beeindruckenden Gebäuden erkennen läßt. Wir übernachten auf dem Parkplatz am Hotel del Bosque, das einen optimalen Ausgangspunkt für die Ausflüge in die Stadt bietet. Unmittelbar am Hotel geht eine Seilbahn quer über die Dächer der Stadt zum Berg Cerro de la Bufa, von dem man einen wunderbaren Panoramablick über die Stadt hat. Von hieraus gehen wir zu Fuß auf teils steilen Wegen zurück in den historischen Stadtkern und genießen das quirlige Leben. Wir besichtigen das edle Hotel Quinta Real, welches in einer ehemaligen Stierkampfarena neben einem Aquädukt erbaut wurde, schlendern durch den Parque Enrique Enstrada bevor wir uns auf den beschwerlichen Aufstieg zu unserem Übernachtungsplatz machen. Weitere 300 km Richtung Süden erreichen wir die Stadt Guanajuato, welche von der UNESCO zum Weltkulturerbe ernannt worden ist. Unser Campingplatz Bogamville liegt sieben Kilometer außerhalb der Altstadt. Dadurch ersparen wir uns eine Fahrt durch die schmalen Gassen und das verwirrende unterirdische Tunnelsystem, welches aus den alten Flußbetten und Bergwerkschächten entstanden ist. Mit dem öffentlichen Bus geht es für 25 Cent pro Person in die Stadt und wir besuchen zuerst das Museum der Mumien. Der mineralreiche Boden und das Klima haben den Verwesungsprozess der Leichen verhindert und rund 120 Mumien früherer Einwohner der Stadt sind hier ausgestellt. Der weitere Stadtbummel führt uns durch den Mercado Hidalgo, einer großen von Gustave Eiffel entworfenen Markthalle. Durch verwinkelte kopfsteingepflasterte Gassen geht es vorbei am Theater Juarez, an der Basilika am Plaza de la Paz, am gewaltigen Bau der Universidad de Guanajuato und hinauf zum Aussichtspunkt beim Denkmal für den mexikanischen Befreiungskämpfer mit dem Spitznamen „El Pipila“. Von hier hat man einen einzigartigen Blick auf die vielen bunten Häuser, die das Stadtbild von Guanajuato prägen. Auf direktem Weg geht es nach San Miguel de Allende und wir steuern den kleinen RV Park in der Innenstadt an. Dank der guten Beschreibung im Mexican Camping Führer, ist es auch kein Problem diesen Platz zu finden. Bärbel und Joachim, die wir bisher nur über Internet kannten, stehen hier schon seit fast zwei Jahren und sind zwischenzeitlich richtige San Miguel Insider. Joachim macht mit uns eine Stadtbesichtung und führt uns durch lauschige Parks und malerische Gassen, entlang der farbenprächtigen Hausfassaden zu den Attraktionen der Stadt. Wir sind total begeistert was dieser Ort zu bieten hat. Aber nicht nur auf uns wirkt San Miguel faszinierend. Auf Grund des gleichbleibenden angenehmen Klimas in 1900 m Höhe und dem breitgefächerten Kunstangebot, haben sich hier viele nordamerikanische und auch europäische Künstler niedergelassen. So verwundert es auch nicht, daß hier ständig was los ist und der Veranstaltungskalender immer wieder neues bietet. Nach ein paar Tagen haben wir uns gut eingelebt und fühlen uns hier richtig wohl. Gemeinsam mit Bärbel und Joachim geht es zum großen Dienstagsmarkt etwas außerhalb der Stadt. Unter bunten Planen gibt es hier fast alles, was das Herz begehrt und so können wir bei dem reichen Angebot an frischem Obst und Gemüse großzügig zugreifen. Wir sind noch immer in San Miguel de Allende. Die netten Leute auf dem Campingplatz, die schöne Stadt, sowie der Umstand, daß jeden Tag die sympathische Mexikanerin Alicia zu uns ans Wohnmobil kommt, um uns Spanischunterricht zu geben, haben unseren Aufenthalt jetzt schon auf 3 Wochen verlängern lassen. Und es kommen wahrscheinlich noch 2 weitere hinzu.