Die aufgezogenen Regenwolken im südlichen Utah, sowie die weiteren Wetteraussichten für diese Region, treiben uns noch weiter südlich in den Bundesstaat Arizona. Unser Ziel ist der National Park „Canyon de Chelly National Monument“, und obwohl wir die Bundesgrenze von Utah nach Arizona überschritten haben, liegt diese Region noch immer im riesigen Reservat der Navajo - Indianer. Das bekommt man ganz deutlich in der Ortschaft Chinle zu spüren. Sie liegt am westlichen Eingang des Canyon de Chelly, wird zum überwiegenden Teil von Navajos bewohnt und wie im gesamten Reservat ist auch hier striktes Alkoholverbot.
Kurz vor der Einfahrt in den Park liegt ein sehr schöner, gut ausgestatteter und gepflegter Campingplatz, der zu unserer Überraschung auch noch kostenfrei ist. Wir suchen uns ein schönes Plätzchen, von dem wir in den nächsten Tagen diverse Canyon - Erkundungstouren starten wollen. Der erste Ausflug geht entlang des North Rim Drive, von dem aus mehrere Stichstraßen zu Aussichtspunkten wie dem Antelope House Overlook, dem Massacre Cave Overlook und dem Mummy Cave Overlook führen. Bis auf einen einzigen Trail am South Rim sind sämtliche Wanderwege in den Canyon nur in Begleitung eines indianischen Führers erlaubt. So bleibt uns für diesen Tag nur der Blick in einen Canyon, der durch seinen Pflanzenreichtum im Tal, seine Stille und durch geschichtliche Hinweisschilder auf indianische Schicksale beeindruckt. Beim Mummy Cave Overlook kann man aus der Entfernung zudem noch eine sehr schöne Pueblo Ruine betrachten. Am nächsten Tag fahren wir den knapp 30 km langen South Rim Drive, stoppen aber bei bereits erwähntem einzigem führerlos möglichem Wanderweg. Für die knapp 2 km hinunter ins Tal und über den Fluß zum Aussichtspunkt auf eine weitere Pueblo Ruine, dem White House, benötigen wir gut eine Stunde. Wir schießen Fotos von der Ruine sowie von einer Navajo - geführten Jeeptour, bei der Touristen in alten, auf Propangasantrieb umgerüsteten Armeejeeps durch den Canyon kutschiert werden. Nach dem Aufstieg geht es weiter ans Ende des South Rim Drive, zum Spider Rock Overlook. Bei diesem wohl schönsten Ausblick in den Canyon bekommt man zudem die außergewöhnliche Felsnadel „Spider Rock“ zu Gesicht, die mitten im Canyon stehend stolze 250 Meter in die Höhe ragt. Nach einem kurzen Stopp bei der Hubbell Trading Post, einem alten Handelsposten im Indianerland, bei dem sich seit dem 19. Jahrhundert kaum etwas verändert hat und man noch die Originalräume besichtigen, sowie im alten Laden einkaufen kann, führt uns der Weg noch weiter südlich durch den Petrified Forest National Park. Eine 40 km lange Straße führt durch eine karge Felsenlandschaft, in der massenhaft versteinerte Baumstämme zu finden sind. Diese beeindrucken vor allem durch ihre in allen Regenbogenfarben schillernden Amethyst und Quarzkristalle, die sich durch die Versteinerungen in Jahrmillionen gebildet haben. Die Ranger des Parks achten strengstens darauf, daß keinerlei Fossil im Wagen eines Touristen landet. Kaum 100 Meter außerhalb des Parks kann man aber versteinerte Baumstämme in allen Größen und Farben mit Preisen bis 20.000 Dollar und mehr erwerben. Wir verlassen den Park erst bei der Abenddämmerung und verbringen die Nacht auf einem nicht komfortablen, aber wiederum kostenfreien Campground unmittelbar nach dem Südausgang. Der nächste Abstecher geht zum Meteor Crater. Vor etwa 49.000 Jahren hat in der Wüste östlich von Flagstaff ein Meteoriteneinschlag einen gewaltigen Krater erzeugt. Der Ort des Einschlages ist heute wohl der am Besten erhaltene Krater und mit einer Tiefe von 173 Metern sowie einem Durchmesser von gut einer Meile auch einer der Größten weltweit. Da man nicht in den Krater hinabsteigen kann, begnügen wir uns mit dem Blick von der Aussichtsplattform am Kraterrand und besichtigen das dazugehörige Museum. Die NASA hatte in diesem Krater ihr Training für die Mondlandung abgehalten. Noch bevor wir auf den Highway bei Flagstaff einbiegen, treffen wir auf Tanja und Micha, die wir in Alaska erstmalig getroffen haben und durch ihre Homepage über das Pech mit diversen Autoproblemen informiert waren. Nach über vier Wochen Ärger und Daueraufenthalt in Phoenix konnten die Beiden nun endlich ihre Reise fortsetzen und wir freuen uns über das gemeinsame Ziel, den Grand Canyon.
Am Spätnachmittag erreichen wir die am südöstlichen Eingang zum Canyon liegende Ortschaft Tusayan. In der Visitorinfo noch kurz mit Infomaterial ausgestattet fahren wir in den Park, um uns am nächsten Aussichtspunkt schon mal einen kleinen Vorgeschmack auf die nächsten Tage zu holen. Mitten im Wald des National Forest finden wir für unsere beiden Mobile eine schönen, ruhigen Stellplatz und sind beim gemeinsamen Abendessen noch ganz unter dem Eindruck der grandiosen Kulisse des Grand Canyon. Kurzerhand beschließen wir Vier, uns am nächsten Morgen eingehend über die Möglichkeiten eines Hubschrauberfluges über den Grand Canyon zu informieren. Alle drei Anbieter von Helikoptertouren werden abgeklappert sowie Preise und Sitzmöglichkeiten in den Maschinen verglichen. Schließlich entscheiden wir uns für den Helikopterflug der Firma Maverick. Wir buchen für morgen früh 10 Uhr die Maschine und fahren wieder an den Canyon, um am Kraterrand entlang bis nach Grand Canyon Village zu spazieren. Der Weg ist geteert und somit darf uns auch Tammy, die Labradorhündin von Tanja und Michael, begleiten. Die Vorfreude auf den Flug ist riesig und kurz nach neun Uhr stehen wir auf dem Parkplatz von Maverick. Unser Pilot weist uns abhängig vom jeweiligen Gewicht der Passagiere die Sitzplätze in der Maschine zu, was zur Folge hat, daß Uwe hinten in der Mitte nicht gerade den besten Platz einnehmen kann. Die Einweisung ist schnell hinter uns gebracht und der Flieger startet in Richtung Canyon. Der Flug in den Canyon knapp über der Kante, das gewaltige Panorama aus dieser Perspektive, der Wellenflug des Piloten innerhalb des Canyons und der Blick in strahlende Gesichter – dieses Erlebnis ist einfach grandios und die Musik von AC/DC im Kopfhörer läßt uns alle den Flug noch viel mehr genießen. Nach dem Flug verabschieden wir uns erst einmal von Tanja und Michael und hoffen auf ein Treffen in Las Vegas, wo wir den gleichen Übernachtungsplatz im Auge haben. Für uns geht es zunächst auf der berühmten Route 66 nach Kingman. Die Straße selbst ist wohl eher etwas für Motorradfreaks, während wir kaum erkennen können, wodurch die Route 66 zu ihrer einstigen Berühmtheit gekommen ist. In Seligman sind noch ein paar Requisiten aus den 60er Jahren zu bewundern, während Elvis und Marilyn von den Wänden grüßen und viele Oldtimer die Straße zieren. Mit etwas Glück kann man noch ein paar harte Kerle auf ihren Harley´s bewundern oder Anhänger von ZZ Top mit ihren langen Bärten flanieren in ihrem alten Cadillac auf der Straße entlang. Nach Kingman führt uns der Highway nördlich zum Hoover Dam. Der bereits 1935 erbaute Damm ist allem Anschein nach ein beliebter Anziehungspunkt für jede Menge Touristen. Aus Angst vor einem Bombenanschlag werden die Autos, und Wohnmobile im Besonderen, schon einen Kilometer vorher von der Polizei eingehend untersucht. Nach dieser Prozedur besichtigen wir die Staumauer und begutachten den Stausee, der schon einiges an Wasser verloren hat. Welche Dimension der Wasserverlust wirklich hat, wird uns erst am nächsten Tag bewußt, als wir an einem Teil des Stausees auf einem Campground übernachten, der einmal direkt an das Seeufer gegrenzt hat. Jetzt muß man gut 200 Meter laufen, bis man an das Ufer gelangt. Nach einem kurzen check der Emails beschließen wir aber am nächsten Morgen gleich wieder aufzubrechen, um gemeinsam mit Tanja, Micha und Tammy Las Vegas unsicher zu machen.