Argentinien XXX
Der Ort Cafayate liegt nun schon zum wiederholten Mal auf unserer Route. Fährt man die Ruta 40 von Mendoza nach Norden, kommt man nach gut 1.000 km direkt durch diesen Ort und es ist immer ein perfekter Platz, um eine Pause einzulegen. Außerdem gefällt uns der kleine, touristische Ort sehr gut. Die bunten Häuser, die leckeren Restaurants, immer irgendwelche Festivitäten, außerhalb der Ferienzeit genießen wir das Flair von Cafayate besonders gern. Nach drei Tagen gesellen sich auch Christiane und Horst zu uns und wir verbringen hier noch ein paar gemeinsame Tage.
Claudia hat ordentlich recherchiert und ein Restaurant mit Top-Empfehlung gefunden, das wir noch nicht kennen. Wir haben gleich mal einen Tisch für uns Vier reserviert und am Sonntag geht es zur „Estancia de Cafayate Wine & Golf“. Am Eingangstor melden wir uns an und man nimmt unsere Personalien entgegen, bevor wir das geschlossene Barrio betreten dürfen. Mit dem Taxi fahren wir dann fast 6 km, um am Golfplatz in dessen Clubhaus das Restaurant zu erreichen. Alleine die Location, in der das Clubhaus liegt, ist schon 5 Sterne wert. Rings herum hat man eine tolle Fernsicht und kann von hier die Berge bewundern. In diesen Teil der „Valles Calchaquies“ hat man für die gut betuchten Argentinier ein Top-Resort integriert, mit edlen Häusern, Hotels, diversen Seen und eben diesen wunderschönen Golfplatz. Nachdem auch die Speisen im Restaurant halten, was die Location verspricht, spazieren 4 extrem zufriedene Gesichter die 6 km zurück zum Campingplatz.
Christiane und Horst reisen 3 Tage später weiter, während wir uns auf ein paar Wandertage in der Quebrada de las Conchas freuen. Auf dem Weg dorthin liegt allerdings die Bodega, die unseren Lieblingswein produziert und wir möchten unsere Weinvorräte gerne noch ein wenig aufstocken. Die Estancia der Bodega „Piattelli“ liegt ähnlich wie der Golfclub in traumhafter Umgebung und das ganze Areal ist sehr geschmackvoll in diese Landschaft integriert. Sie bieten neben dem Hauptgebäude ein sehenswertes Hotel sowie ein Restaurant auf dem Weingut an. Und da wir es wohl heute eh nicht mehr zum Wandern schaffen, lassen wir uns glatt zu einem kleinen Mittagsmenü überreden, bevor wir mit ein paar Kisten des guten Tropfens doch noch in die Quebrada de las Conchas aufbrechen.
Nach einer ruhigen Nacht geht es am Morgen zur ersten Wanderung, die uns zum Steinbogen „La Ventanita“ führt. Von hier hat man schon mal einen tollen Blick auf das Tal und die Berge der Umgebung. Eine Bergformation auf der anderen Seite des Tals lockt uns und wir sind in einem Canyon unterwegs, der stetig nach oben führt. Zum Kreuz, das auf dem höchsten Punkt dieses kleinen Felsenkette angebracht wurde, schaffen wir es aber heute nicht mehr. Ein schmerzhaftes Knie macht uns hierzu einen Strich durch die Rechnung.
Nächster Tag, nächste Wanderung! Mein Knie spielt wieder mit! Die Wanderung durch das Tal bei den Las Colorados machen wir nicht zum ersten Mal, trotzdem sind wir wieder beeindruckt von dieser Art geologischer Gesteinsformation. Es geht nur ca. 2 km bis zum Ende dieses Canyons, wir lassen uns aber Zeit und gehen die ein oder andere Strecke außerhalb der normalen Route in Abzweigungen und Höhlen. Man kann hier ganz einfach den halben Tag verbringen und diese Landschaft auf sich wirken lassen. Das funktioniert hier halt auch ganz besonders gut, da sich kaum ein anderer Tourist in diese Gegend verläuft.
Zweimal gewandert und die Woche ist rum! Da kommt uns der Gedanke, wir könnten doch, bevor wir die nächsten Wanderungen angehen, nochmal schnell zurück nach Cafayate und am Sonntag das hervorragende Essen im Restaurant vom Golfclub testen, ob diese Qualität der Speisen nicht nur eine Eintagsfliege war. Das Wetter ist wieder perfekt, die Location nach wie vor beeindruckend, und das Essen einfach spitze. Die Steaks vom Grill sind von den hier am Werk befindlichen Köchen wieder perfekt zubereitet und auch dieses Mal wieder so groß, daß auch für Mia noch genügend übrig bleibt.
Nach einem Tag Pause geht’s zur nächsten Wanderung. Keine 24 km außerhalb von Cafayate gibt es die Gesteinsform „Las Ventanas“. Es handelt sich auch hier um einen größeren Gesteinsbogen, den man schon von der Straße aus gut entdecken kann. Auf der gegenüber liegenden Straßenseite ist ein Eingang in ein kleines, aber sehr schönes Tal mit ein paar weiteren, kleineren, von der Natur kreierten „Fenstern“. Wir spazieren gemütlich durch das kleine Tal, bevor wir uns zur Übernachtung einen schönen Platz am Rio Las Conchas suchen. Zu unserer Überraschung gesellen sich am Abend noch die beiden Leipziger Jana und Falk mit ihrem Overlander-Camper zu uns. Mit den Beiden haben wir einen längeren, sehr netten und unterhaltsamen Abend bei uns im Mobil.
Die nächste Wanderung hat ihren Einstieg auf der Ruta 68 bei km 29. Und auch diese Wanderung zur Felsformation von „La Yesera“ machen wir nicht zum ersten Mal. Nur hat Claudia in ihrer Wander-App eine Tour gefunden, die am Ende dieses Tals noch über einen Berg geht, weiter in einen kleinen Canyon und am Ende wieder an der Ruta 68 endet, nur halt 4 km weiter südlich. Da sie nicht ausgeschildert ist, sind wir froh, daß Claudia ein paar Screenshots aus ihrer App am Handy gespeichert hat. Sonst hätten wir wohl auch den schmalen Pfad nicht genommen, der nach etwa 3 km rechts den Berg hinauf führt. Was danach kommt, ist einfach nur atemberaubend! Die Aussicht auf diese farbige, einzigartige Bergwelt, einmalig. Auf der anderen Seite in einem seitlichen Tal mehrere Kondor Nester. 8 große Kondore begleiten uns über ein paar hundert Meter, bis uns der Pfad einen schmalen Canyon hinunter führt. Und da diese Wanderung so gut wie niemand kennt, sind wir für ein paar Stunden ganz alleine unterwegs, auf diesem Wanderweg, den wir schnell als einen der schönsten Touren der letzten Jahre einordnen.
Auf dem Weg nach Salta liegt auf halber Strecke der Ort Alemania. Hier ist zwar absolut gar nichts „deutsch“. Keiner spricht auch nur ein Wort deutsch und auch sonst erinnert nichts an unsere Heimat. Zum Übernachten ist das kleine Pueblo mit seiner stillgelegten Bahnstrecke und dem kleinen Bistro im alten Bahnhof aber ideal. Es liegt schön ruhig abseits der RN 68, hat einige schattige Plätzchen und es gibt einen kleinen Laden, in dem man zum Brot auch noch einen sehr leckeren Ziegenkäse ergattern kann.
Wir erreichen Salta und haben uns dort wieder mit Christiane und Horst verabredet. Grund ist vor allem, daß am Wochenende das große Fest der Gauchos zu Ehren des großen Helden der Region Salta, dem General „Martin Miguel de Güemes“ stattfindet. Am Freitag spazieren wir noch gemütlich durch das schöne Stadtzentrum, besichtigen ein paar Sehenswürdigkeiten und statten den ein oder anderen Cafés und Eisdielen einen Besuch ab.
Nach einer kleinen Pause geht es am Abend wieder ins Zentrum. Wir sind bei der Wachablösung an der Basilika dabei und auch bei der Zeremonie des Militärs an der „Plaza 9 de Julio“ beobachten wir die Feierlichkeiten. Nicht weit von der Plaza entfernt finden wir dann ein sehr schönes Restaurant, deren Chefin unsere Mädels einer intensiven Einweisung in Sachen „Empanada-Produktion“ unterzieht, während Horst und ich uns einstweilen um die Steaks und Pizzas kümmern. Die Sänger der typischen Gaucho-Lieder sind außerordentlich gut und unterhalten uns perfekt an diesem speziellen Gaucho-Abend. Denn nach dem Essen sind wir dann schon am östlichen Ende der Stadt beim großen Monument des Generals Güemes und mittendrin am Treffpunkt vieler, aus vielen Teilen der Region angereister Gauchogruppen. Stolz zeigen alle Protagonisten ihre Trachten, Säbel und Pferde. Eine tolle Atmosphäre, die uns schon mal einen kleinen Vorgeschmack gibt auf das, was uns bei der morgigen Parade erwartet.
Und was uns erwartet ist ein beeindruckendes Spektakel. Über 7.000 Teilnehmer patrouillieren zu Fuß oder hoch zu Ross auf ihren Pferden an dem Monument des Generals vorbei und werden dabei von Tausenden Zuschauern gefeiert. Sogar die Vizepräsidentin Argentiniens, Victoria Villarruel, ist ein Teil der Parade und die gutaussehende Politikerin macht einen durchaus eleganten Eindruck auf ihrem Pferd inmitten ihrer Security-Gauchos. Nach knapp 4 Stunden habe ich zwar wahrscheinlich noch nicht einmal die Hälfte der Parade hinter mir, aber trotzdem genug toll gekleidete Reiterinnen und Reiter gesehen. Platt aber zufrieden gehe ich mit Mia in ein Cafe und warte dort auf Claudia, Christiane und Horst, bis auch sie genug Fotos von diesem Event geschossen haben.
Christiane und Horst reisen weiter, was eigentlich auch unser Plan gewesen ist. Aber unsere Reisefreunde Maria und Miguel möchten uns hier noch besuchen und wir verlängern unseren Aufenthalt in Salta. Für uns kein Problem, da uns die Stadt schon immer gut gefallen hat und es hier sehr viele Sehenswürdigkeiten gibt, die wir noch nicht kennen. Eine kulinarische „Sehenswürdigkeit“ liegt hoch oben am Cerro Bernardo, nicht weit vom Ausgang der Gondelbahn entfernt. Dort gibt es ein Restaurant der besonderen Art namens „El Baqueano“. Es besticht durch die besondere Lage sowie der Fusionsküche. Der Lage geschuldet hat man das Lokal ringsum mit Fenstern ausgestattet, die von der Decke bis zum Boden reichen und uns während des Essens einen tollen Blick auf die Stadt freigeben. Zudem ist das Essen mit seinen 12 kleinen, aber feinen Spezialitäten, ein Erlebnis! Wir verbringen noch 5 gemeinsame Tage mit Maria und Miguel in Salta, bis wir uns nach über 3 Wochen mal wieder auf den Weg machen.