Argentinien XXIX
Der Ranger vom Nationalpark „Area natural protegida Epu Lauquen“ macht uns noch einmal klar, daß der Park am 01. April über den Winter schließt, egal wie das Wetter ist. Die Sonne scheint bei warmen 24 Grad, der Campingplatz ist gut besucht, doch am Montag wird das Tor geschlossen. Wir fahren daher schon am Sonntag bis Las Ovejas, kaufen ein wenig ein und übernachten am kleinen Zufluß des Ortes. Wieder im Tal bei Chos Malal erreicht uns eine Sturmwarnung und wir verkrümeln uns für zwei Tage auf den Camping Municipal. Die 90 km bis Buta Ranquil bleibt die Ruta 40 (noch) asphaltiert und wir fahren langsam um den Vulkan Tromen herum. Die Landschaft ist nach wie vor grandios und Claudia findet noch eine Wandermöglichkeit bei Auquinco.
Auch in Buta Ranquil nutzen wir die Gelegenheit, ein wenig zu wandern. Zum einen gibt es kleine Vulkane in der Gegend, zum anderen einen Krater, der durch einen Meteoriteneinschlag entstanden ist. Die 15 km lange Wanderung ist zwar einigermaßen leicht, wegen der Hitze sind wir aber doch ziemlich geschlaucht. Daher legen wir einen Tag Pause am kostenlosen Camping Municipal ein. Dieser liegt sehr ruhig außerhalb des Ortes und ist sogar mit neuen Duschen ausgestattet. Wir bereiten uns schon mal seelisch auf die circa 80 km Schotterpiste auf der Ruta 40 nach Bardas Blancas vor. Diese Strecke ist uns schon bekannt und der üble Zustand Straße dürfte sich kaum verbessert haben.
Noch geht es aber weiter auf Asphalt und kurz vor Barrancas erreichen wir den Canon la Culebra. Nach einem Spaziergang durch den Canon fahren wir noch einige Stunden, bis ungefähr die Hälfte der Waschbrettpiste erreicht ist. An einem ruhigen Plätzchen am Rio Grande ist Feierabend für heute!
Das Ende der schlechten Wegstrecke ist bei Bardas Blancas erreicht und wir haben uns entschieden, von hier aus noch nicht nach Malargüe zu fahren, sondern einen kurzen Abstecher den Paso Pehuenche hinauf zu machen, um dort unser bald ablaufendes Visa verlängern zu lassen. Der Pass liegt eingebettet in eine schöne Landschaft und die Fahrt auf Asphalt macht nach der Schotterpistentour richtig Spaß. Gegen Nachmittag sind wir an der Grenzstation. Die Grenzbeamten machen uns aber klar, daß es hier absolut keine Möglichkeit gibt, den Aufenthalt für Argentinien verlängern zu lassen. Entweder wir melden uns hier ab, reisen nach Chile ein, um dann wieder zurück zu kommen und eine neue 3-monatige Aufenthaltserlaubnis zu bekommen. Oder wir fahren in die nächste große Stadt zum Migrationsbüro, um eine Visa-Verlängerung zu beantragen. Da wir für Mia nicht die nötigen Papiere haben, um jetzt in Chile einzureisen, bleibt uns nur Variante Zwei.
Wir fahren am nächsten Morgen bis nach Malargüe. Unser Visa funktioniert noch für zwei Wochen und nächste Gelegenheit zur Verlängerung ist erst in San Rafael. Wir nutzen die Gelegenheit, hier in Malargüe ein Pferd namens „Indio“ zu besuchen. Unsere Reisefreunde Anke und Wolfgang waren während der Pandemie im Jahr 2020 für längere Zeit hier im Ort auf dem Municipal Camping festgesetzt worden. Anke kennt sich mit Pferden sehr gut aus und wurde damals von einem Ranch-Besitzer gebeten, sich um ein Problempferd zu kümmern. Das vollkommen verängstigte Tier hat offensichtlich ganz schlechte Erfahrungen mit seinem vorherigen Besitzer gemacht und eine Annäherung von Menschen war damals absolut unmöglich. Einfühlsam, mit Ruhe und Geduld, hat Anke über Monate mit dem Pferd gearbeitet und uns schon damals regelmäßig mit Videomaterial auf dem Laufenden gehalten. Bei der Abreise von Anke und Wolfgang hatte Indio wieder einigermaßen Vertrauen zu den Menschen aufgebaut und man konnte ihn wieder durch den Corral führen oder ihn streicheln. Nun sind wir 4 Jahre später hier bei der "Eco Posada Malargue" und sind schon gespannt, was mit Indio passiert ist. Eine Angestellte der Ranch führt uns zu den Pferden und zeigt uns Indio. Er steht vollkommen entspannt zwischen den anderen Pferden und kommt auf Zuruf. Indio hat sich also prächtig entwickelt und wir freuen uns mit Anke, die natürlich per Live-Schaltung über ihren Indio informiert wird!
Auf unserer Route nach Norden liegt der Canon Atuel. Und da dieser uns schon vor ein paar Jahren sehr gut gefallen hat, wollen wir noch einmal die Piste hindurch fahren. Nach einer Nacht am südlichen Eingang, einem Stausee bei Nihuil, geht es ganz langsam die Schotterserpentine hinunter. Die Straße, die an einem Fluß entlang durch den Canon geht, ist zwar relativ gut, wir genießen es aber trotzdem, ganz langsam zu fahren. Fast allein auf dieser Route, nur Naturgeräusche und schöne Möglichkeiten zum Wandern, Pausieren oder Übernachten, machen den Canon Atuel so attraktiv. Nach zwei Übernachtungen im Canon erreichen wir am dritten Tag einen Platz oberhalb eines weiteren Stausees namens „Embalse Valle Grande“. Die Stelle hier heißt nicht umsonst „Punto Panoramico“. Am nächsten Morgen bekommen wir noch Besuch von zwei Reisenden, die wir vor ein paar Jahren schon in Argentinien getroffen haben. Karin und Detlef aus Berlin gesellen sich zu uns und wir quatschen bis tief in die Nacht.
San Rafael ist eine ganz angenehme, aufgeräumte Stadt mit schönen Parks. Das Migrationsbüro, bei dem wir unsere Aufenthaltserlaubnis verlängern wollen, öffnet erst morgen früh. Nach einer ruhigen Nacht geht es gleich früh ins „Direccion Nacional de Migraciones“. Wir sind die einzigen Klienten und die 6 Angestellten kümmern sich sofort mit ihren verschiedensten Aufgaben um uns. Der Eine werkelt am Computer, Zwei stehen ihm beratend zur Seite, ein Dritter holt mehrfach irgendwelche Zettel aus dem Kopierer. Der Nächste gibt uns nach gut 90 Minuten ein Ticket, das zur Bezahlung bei der Banco de la Nacion benötigt wird. Bei dieser Bank wartet man immer sehr lang und ich bin noch froh, daß ich schon nach einer Stunde am Schalter bin. Mit der Quittung geht es dann wieder zurück zur Migracion. Nun wollen Sie unsere Fingerabdrücke und weitere Informationen. Wir sind eigentlich fast fertig, da klingelt das Telefon im Büro und die Mitarbeiter bekommen aus der Hauptstadt die Information, daß durch die neue Regierung von Präsident Milei entschieden wurde, (auch) dieses Büro in 10 Tagen zu schließen. Anscheinend ist das Gleichbedeutend mit einer Entlassung und die Stimmung geht den Bach hinunter. Man läßt uns noch über eine Stunde warten, bis man uns sagt, daß heute nichts mehr geht. Rumms! Gut, wir haben ja Verständnis und hoffen auf den nächsten Tag. Wir am nächsten Morgen wieder zum Büro, das nur noch mit dem Filialleiter besetzt ist. Er will uns erst nicht helfen. Claudia kann ihn aber überreden, in Mendoza anzurufen und nach unserer Verlängerung zu fragen. Keine 5 Minuten später verlassen wir das Büro - mit der neuen, 3 Monate gültigen, Aufenthaltserlaubnis!
Direkt auf der Straße, die uns aus San Rafael führt, liegt eine alte Bodega und eine Olivenöl-Fabrik mit Museum. Die älteste Weinproduktion der Provinz San Rafael ist die Bodega „La Abeja“. Wir bekommen eine Führung durch die Produktion sowie eine Weinprobe. Die Olivenölfabrik Yancanelo bietet zwar keine Führung an, hat aber ein kleines Museum, in dem die Geschichte der Fabrik erzählt wird. Das Produkt von Yancanelo überzeugt uns allerdings sehr und wir kaufen 5 Liter Olivenöl und leckere, schwarze Oliven im Glas.
Verlässt man San Rafael in nördlicher Richtung erreicht man bald das „Valle de Uco“, eine für exquisite Weine bekannte Region. Wir bekamen von Reisefreunden schon mehrfach die Tipps, hier ein paar der vielen Bodegas zu besuchen, da sowohl die Weine, aber vor allem auch die Restaurants in diesen Weingütern ausgezeichnet sein sollen. Also hat Claudia mal ein paar ausgesucht, die besonders lohnenswert sein sollen. Erster Anlauf ist die Bodega La Vigilia. Und diese Bodega ist schon mal ein super Einstieg in unsere Weintour. Die ganze Anlage von La Vigilia ist toll. Der Weinkeller ist absolut edel und der Guide erklärt uns die verschiedenen Arten und Herkunft der Hölzer zur Herstellung der teuren Fässer. Die perfekte Abrundung des Tages ist allerdings das extrem leckere Essen in dem schön gestalteten Restaurant. Na das hat sich schon mal gelohnt.
Nächster Tag, nächste Bodega. Die Geschichte der Bodega „Solocontigo“ ist, daß ein älteres, kanadisches Ehepaar durch das Valle de Uco gefahren ist und sich in die Gegend mit den Weinreben verliebt hat. Ein Weingut wurde gekauft und die Architektur innen wie außen künstlerisch beeinflusst. Und beides ist extrem sehenswert. Man kann sich hier nur zu gut vorstellen, daß die Kanadier eine tolle Zeit in ihrer Bodega verbringen, wenn sie sich einmal im Jahr für ein paar Wochen mit Freunden in dieser Location aufhalten. Die Kunstobjekte und das Ambiente sind im Gesamten auch der wesentliche Grund dafür, daß uns dieser Besuch gut gefallen hat. Die Weine waren bei der Weinprobe dann doch weniger unser Geschmack.
Nächster Tag, nächste ….. nö, keine Chance, wir brauchen mal einen Tag Pause. Und das klappt auf dem Campingplatz in „La Consulta“ ganz gut. Außerdem gab es für den heutigen Samstag eh keinen Platz in der Bodega „Alfa Crux“, bei der man immer reservieren muß. Aber für Sonntag gab es noch einen Platz sowie einen Tisch im Restaurant und wir sind schon sehr gespannt, denn die Bilder im Internet machen uns neugierig. Waren die ersten beiden Bodegas schon spitze, Alfa Crux setzt aber noch ordentlich einen drauf. Die beeindruckende Architektur ist nicht nur mit „Schönheit“ begründet, sondern dem Ganzen liegt auch optimale Belüftung und Funktionalität zur Weinherstellung zu Grunde. Wir bekommen eine Einzelführung und die nette Alfa Crux Angestellte bringt uns alle Bereiche der Anlage näher. Besonders überzeugend tut sie das, während wir im Weinkeller - einem der größten in Südamerika – stehen und sie uns die gute Akustik dieses riesigen Raumes bestätigt, in dem sie für uns ein argentinisches Lied singt. Gänsehaut pur! In der Nebensaison werden hier tatsächlich klassische Konzerte abgehalten. Das hier auch die Weinfässer von besondere Qualität sind und zum Teil auch selbst Kunstwerke darstellen, wundert uns nicht mehr. Und nach all dem waren wir auch nicht überrascht, daß das 6-Gänge Menü zu einhundert Prozent überzeugt. Es wurde extra für Alfa Crux von einem Sternekoch kreiert!
Wir hatten ursprünglich geplant, 5 Bodegas zu besichtigen. Ohne groß zu überlegen sind die beiden anderen Bodegas gecancelt. Nach drei Weingütern müssen wir uns erst einmal erholen. Sind wir es doch nicht gewohnt, tagsüber schon Alkohol zu konsumieren. Nach einer fünftägigen Siesta in Mendoza fahren wir weiter in die Provinz San Juan. Dort gibt es zwei Stauseen mit zahlreichen Wandermöglichkeiten im Umland. Und da uns nun der Sinn nach „Bewegung“ steht, nehmen wir hier einige Touren in Angriff. Wir wandern in den Bergen um den Dique de Ullum, den Dique Punta Negra und zum Abschluß geht es noch über den Sendero „siete Caminos“ zum Cabeza del Indio.
Am Stellplatz von San Augustin de Valle lernen wir die deutsche Reisende Melanie kennen. Sie ist von den letzten Tagen bei kühlen Temperaturen und nach einigen platten Reifen ziemlich geschlaucht, ist sie doch auf ihrem Fahrrad unterwegs. Mit Nudeln und Wein zum Abendessen können wir sie wieder etwas aufpäppeln. Und da wir die gleiche Route haben, packen wir am nächsten Morgen sie und ihr Fahrrad in unser Mobil und es geht gemeinsam zum „Ischigualasto Provincial Park“. Zufälligerweise treffen wir dort im Museum auch wieder unsere Reisefreunde Christiane und Horst, unterwegs mit ihrem neu umgebauten Toyota Landcruiser namens „Mathilda“.
Weiter im Norden überqueren wir die nächste Provinzgrenze und sind in La Rioja. Nach drei Tagen Shopping in der namensgebenden Hauptstadt geht es gleich außerhalb der Stadt in die Berge zu einem Stausee. An dem „Dique Los Sauces“ kann man gut und ruhig stehen, außerdem gibt es auch hier einige interessante Wanderwege.
17 km nach dem Dique Los Sauces erreicht man der Ruta 75 folgend den Eingang zum „Parque Geológico de Dinosaurios“. Da man in dieser Region überall Fossilien gefunden hat, die auf eine ziemlich belebte Gegend zur Dinosaurierzeit schließen lassen, hat man sich hier dazu entschlossen, dem Ganzen mal ein Gesicht zu geben. So sind bei einer Führung mit einem Guide in der Landschaft einige plastisch erzeugte Dinosaurier zu entdecken, die in Originalgröße und Farbe in die Gegend platziert wurden. Die Ruhe und Einsamkeit dieses Ortes vermittelt uns einen Eindruck, wie das Urzeitleben hier damals ausgesehen haben könnte. Der Park ist jedenfalls sehr schön und aufwendig angelegt.
Wir haben schon wieder die Provinz gewechselt und sind auf der RN 40 in Catamarca unterwegs in nördlicher Richtung. Claudia findet bei Hualfin ein Tal mit dem Namen „Pucará de Hualfin“. Hier erreichen wir am Eingang des Tals die „Reserva Pozo Verde“ mit Parkplätzen und Campingmöglichkeiten. Der Angestellte des Dorfes Hualfin heißt Davi und er bietet uns eine Führung durch das Tal an. Er erklärt uns die verschiedenen Bezeichnungen der Gesteinsformen und die diversen Überbleibsel der indigen Bevölkerung, die hier einmal gelebt hat. Seine Großmutter hat hier noch gelebt und er kennt die Gegend natürlich wie seine Westentasche. Er leitet uns über den 2 km langen Pfad durch den Canon und über den Berg wieder zurück. Die Höhe des Eintrittspreises mit Führung ist dem Touristen überlassen und wir können hier gleich die Nacht verbringen.
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