2023 - Chile X
Mit dieser unangenehmen Vibration in der Vorderachse sind wir nun seit Mendoza schon über 350 km gefahren. Langsam und gemütlich, wie es eh unserer Reiseleidenschaft entspricht, soll es auch die nächsten 300 km über den Pehuenche Pass nach Chile weitergehen. Der Pehuenche Pass gehört zu den wenigen Grenzen zwischen Chile und Argentinien, die wir noch nicht kennen. Die Straße führt uns durch eine wunderbare Landschaft, ist komplett asphaltiert und geht vorbei am Vulkan Campanario sowie an der Laguna del Maule.
Der Grenzübertritt gestaltet sich komplikationslos und die Zollbeamten sind alle sehr nett! Landschaftlich geht es dann auf chilenischer Seite genauso schön weiter. Wir genießen auch diesen Teil des Paso Pehuenche und lassen uns dafür auch ganze drei Tage Zeit.
Anekdote am Rande: Nach dem heutigen Grenzübertritt am Pehuenche Pass halten wir an einem Parkplatz, an dessen Ende ein Kiosk mit duftenden Grillwürsten steht, welche mich schnurstracks zur Ausgabestelle laufen lassen. Leider akzeptiert die Verkäuferin nur und ausschließlich Chilenische Peso, was mich auf Grund der Nähe zur Grenze etwas überrascht und ich verkrümel mich etwas zerknirscht. 10 Minuten später kommt eine Chilenin mittleren Alters an unser Fahrzeug und möchte mich sprechen.
Sie sagt wortwörtlich „Ich habe sie am Kiosk beobachtet und sie taten mir leid, daß sie sich kein Essen kaufen konnten. Hier haben sie 5.000 Chilenische Peso (ca. 5 Euro), ein Geschenk von mir, damit sie sich dort am Kiosk etwas kaufen können.
Ich bin erst sprachlos, dann bedanke ich mich aber herzlichst bei dieser Dame. Bienvenidos en Chile!“. Vom Pass wieder in tieferen Lagen angekommen erreicht man gleich die Stadt Talca. Mit über 200.000 Einwohnern eine chilenische Großstadt und natürlich gibt es hier einen Mercedes Benz Händler. Wie überall in Chile der „Mercedes Kauffmann Gruppe“ zugehörig. Mit dieser Firma haben wir einige negative Erfahrungen hinter uns und so check ich schon mal im Internet, daß eine Servopumpe so zwischen 100 und 200 Euro kosten könnte. Ich stelle mich aber schon mal auf 300 Euro, maximal 400 Euro ein. Die Jungs von Kauffmann bieten mir dann aber die Pumpe für 1.400 Euro an und ich lehne dankend ab. Ich drehe ab und will gehen, da bietet mir der Verkäufer ein „Alternativgerät“ für ca. 250 Euro an und wir kommen ins Geschäft. Nach dem Austausch der Pumpe fahren wir los und..... die Vorderachse vibriert nach wie vor. Da ich das aber schon befürchtet habe, war mir klar, es kann nun nur an den Reifen/Rädern liegen und wir fahren zum nächsten großen Reifenhändler. Der erkennt sofort einen Schaden an den Vorderreifen und nachdem er sogar unser bevorzugtes Reifenmodell im Lager hat, kaufen wir gleich einen ganzen Satz für unseren Großen. Beim Spurvermessen wird dann noch festgestellt, daß die Kugellager kaputt sind und wahrscheinlich die Ursache an dem Reifenschaden waren. Nach weiteren zwei Tagen sind dann auch diese Teile erneuert und endlich geht es wieder mit einwandfreiem Fahrverhalten auf die Autobahn. Uns zieht es ans Meer. Keine 100 km sind es von Talca bis nach Constitucion an der Pazifikküste. Hier kann man am Strand einige imposante, vom Meer geformte Felsenlandschaften entdecken, die zeigen, welche Gewalt der Pazifik an der chilenischen Küste entlädt. Wir spazieren am Playa Vega de los Patos, vorbei an der Piedra de la Iglesia, Piedra de la Pyramide, Piedra el Obelisco bis zu den Rocas de Calabocillos. Allesamt imposante Felsformationen und Anziehungspunkte für Touristen, wie auch für einige Gruppen von Seelöwen, Kormoranen und Pelikanen. Entlang des Pazifiks in südlicher Richtung erleben wir die chilenische Küste, wie sie uns von unseren ersten Reisen durch dieses Land in Erinnerung ist. Kalte Winde, reichlich Nebel, schroffe Felsen und eine Wassertemperatur, die unsereins nicht unbedingt zum Baden einlädt. Aber optisch ist das schon eine sehr reizvolle Angelegenheit und wir genießen einige Tage hier am Meer. Wir verzichten zwar gerne auf die eiskalten Badefreuden in dieser Gegend, nicht aber auf die kulinarischen Vorteile einer chilenischen Küste. Am Fischereihafen von Curanipe wird unser Kühlschrank ordentlich mit Meeresfrüchten frischester Art bestückt und in den nächsten Tagen gibt es reichlich Fischgerichte vom Feinsten. Letzte Anlaufstation unserer Küstentour ist bei Cobquecura. Wir übernachten hier auf dem Parkplatz am Ende einer schönen Costanera. Ein paar Bars, Restaurants und Souvenirläden sind an der Playa de Loberia zu finden und wir haben noch einmal einen Blick auf ein paar Felsen, auf denen einige Seelöwengruppen zu beobachten sind. Im Januar 2016 waren wir hier in der Nähe auf einem Campingplatz, der von zwei Deutschen geführt wird und auf dem wir damals eine sehr schöne Zeit verbracht haben. Uns kommt die Idee, wir könnten doch Weihnachten/Neujahr dort verbringen und machen uns auf den Weg nach Temuco zum „Parque Camping Estero Cobulto“. Die beiden Schwaben Elli und Werner erinnern sich noch an uns und wir freuen uns, wieder hier zu sein. Der Platz wurde doch tatsächlich noch schöner, als er damals schon war. Kein Wunder, arbeiten die Beiden täglich daran, daß sich ihr kleines Paradies stetig verbessert. Wie immer sind auch junge Leute aus Deutschland hier, die sich hier als „Workaway“ ihre Unterkunft mit Verpflegung erarbeiten, um dann nach ein paar Wochen ihre Reise fortsetzen. Nach 3 Wochen bei Elli und Werner neigt sich unsere Chile Tour dem Ende und wir machen uns auf den Weg zum Grenzübergang am „Paso Pino Hachado“. Auf dieser Strecke liegt kurz vor dem Pass ein schmales, einspuriges Tunnel. Während wir an der Ampel darauf warten, durchfahren zu dürfen, kommt ein Reisender auf einem Mountainbike angeradelt. Er ist von der hinter ihm liegenden Bergtour ziemlich geschlaucht und alles andere als begeistert, als ihm der Tunnelwärter erklärt, daß hier keine Fahrräder durch das Tunnel fahren dürfen. Wir packen den sympathischen Franzosen Stephane samt seinem Bike ins Auto und nehmen ihn gleich mit bis an die Grenze. Es ergibt sich eine unterhaltsame, letzte Etappe in Chile, bis wir wieder, nach einem äußerst freundlichen, kurzen Grenzübertritt, auf der argentinischen Seite angekommen sind.
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