Argentinien Paraguay
Am Tag vor unserem geplanten Grenzübertritt nach Bolivien spricht uns auf dem Parkplatz eine Frau an, die hier in einem Reisebüro arbeitet und mit Freunden nach Bolivien fahren wollte. Ihnen wurde an der Grenze abgeraten, diese Straße zu befahren, da es zum einen viele Waldbrände entlang der Route gab, zum anderen bereits Bolivianer, die durch die Brände ihr Hab und Gut verloren haben, auf der Hauptstraße gegen die Regierung protestieren und es zu Ausschreitungen kommt. Wir erkundigen uns noch an anderer Stelle, entscheiden uns dann, ein weiteres Mal unseren geplanten Besuch Boliviens zu verschieben und innerhalb Brasiliens weiter nach Süden zu fahren, um an einer anderen Grenze außer Landes zu fahren. Unsere Aufenthaltserlaubnis läuft in 3 Tagen aus und noch wissen wir nicht, fahren wir nach Paraguay oder machen wir doch noch einen Abstecher nach Argentinien.
Wir machen für unsere Verhältnisse ordentlich Kilometer in den nächsten Tagen, kommen problemlos durch die Region und entscheiden uns, bei Foz de Iguazu nach Argentinien über die Grenze zu fahren. Nach zwei Tagen Pause am Lago Uruguay besuchen wir etwas weiter südlich eine Edelsteinmine im Ort Wanda und bekommen einen Guide zu einer privaten Tour durch die Höhlensysteme dieser interessanten Anlage. Am Ende der Tour besichtigen wir noch einen kleinen Themenpark über die indigene Geschichte dieser Region, den Freizeitpark „Mitos Guaranies“. Wir finden bei Eldorado in Misiones einen netten Campingplatz im Wald, genießen die Ruhe und überlegen, hier ein paar Tage zu bleiben. Claudia findet aber im Internet die Information, daß am heutigen Samstag in Obera ein einwöchiges Fest der Immigranten startet und die dazugehörigen Bilder tun ihr übriges. Am Dienstag brechen wir auf nach Obera, machen aber auf halber Strecke noch einen kurzen Stopp am Wasserfall Salto Encandado. Am späten Nachmittag erreichen wir dann den Ort Obera, zu früh für einen Besuch des Festes. Da kommt uns ein Schild des Thermalbades „Termas de la Selva“ am Ortseingang gerade recht. Das Fest „Fiesta Nacional del Inmigrante“ hält, was die Bilder im Internet versprochen haben. Für alle Länder, aus denen die Immigranten nach Argentinien kamen, gibt es eigene Festhäuser. Und alle haben natürlich ein Restaurant mit den jeweiligen Speisen im Angebot. So gibt es die Auswahl, ein Restaurant aus Deutschland, der Schweiz oder Italien zu besuchen. Aber auch die Ukraine, Tschechien, Spanien, Frankreich, Portugal, Russland, Skandinavien, Polen, sowie Japan und eine arabische Fraktion bieten heimische Speisen an. Südamerika wird durch Paraguay, Brasilien und natürlich Argentinien vertreten. In einer großen, zentralen Festhalle werden jeden Tag verschiedene Aufführungen und Konzerte angeboten, täglich angeführt von einer rund 30 minütigen Show der Immigranten, bei der man erkennen kann, mit wie viel Freude und Stolz die Darsteller ihre Trachten tragen und ihre einstudierten Darbietungen ausführen. Nach 4 Tagen mit Thermalbad und abendlichen Festbesuchen geht’s wieder weiter, nächstes Ziel sind die Wasserfälle „Salto Mocona“. Richtig, wir haben schon unzählige Wasserfälle besucht, und so richtig reizen kann uns das Thema auch nicht mehr. Bei den Mocona Wasserfällen soll es sich aber um die längsten Fälle der Welt handeln. Und dafür, daß wir von denselben noch nie etwas gehört haben, erstaunt uns natürlich diese Aussage und wir sind gespannt, was uns erwartet. Vom Ort „El Soberbio“ starten wir am Nachmittag zum Parkplatz der Wasserfälle, und schon da kann man erkennen, daß es sich wohl um ein wenig spektakuläres Naturschauspiel handelt. Der relativ kleine Parkplatz ist kaum gefüllt und man erwartet wohl auch an den Wochenenden hier keinen Menschenandrang wie an den Iguazu-Wasserfällen. Schnell ist eine Schlauchboottour gebucht und wie fahren entlang des Rio Uruguay zum Anfang der Fälle. Diese sind tatsächlich 1.800 Meter lang, aber dafür mit knapp 10 Metern nicht besonders hoch. Das Boot bringt uns auch nur wenige 100 Meter entlang des Mocona, bis die Gischt der Wassermassen einfach zu stark, der Fluß zu schmal und die Fahrt deshalb auch zu feucht wird. Wir haben noch ein wenig Zeit, bevor wir in Paraguay erwartet werden, um das Haus der Schweizer während derer Urlaubstour zu hüten, und bleiben noch ein wenig in der Gegend um Obera. Der Campingplatz etwas außerhalb der Stadt liegt ganz nett im Wald, bietet Ruhe und genug Fläche für Mia, mal ein paar Tage über die Wiesen zu rennen. Für unseren Hund waren die langen Fahrtage zwar nicht besonders angenehm, aber sie steckt das wie immer locker weg und kaum hat sie wieder einen Spielkameraden gefunden, egal wie klein er auch ist, wird ordentlich Gas gegeben. Und für uns bietet die Anlage noch einen Wasserfall, den „Salto Berrondo“. Wie im Vorjahr haben wir uns wieder bereit erklärt, auf das Haus in Independencia aufzupassen. Dieses Mal bleibt sowohl Hund Lola als auch die beiden Pferde Loca und Manso auf dem Grundstück zurück. Aber auch sonst haben wir reichlich Unterhaltung. Die Schweizer Pia und Werner wohnen noch ein paar Tage im Gästehaus, Olaf mit seinem Hund Mexi erholt sich von den Strapazen der Reparaturen an seinem LKW, während Regula, Helen und Kirsten kommen, um uns zu besuchen. Die Tage gehen vorüber wie im Flug. Gemeinsam mit dem Angestellten Manuel sollen wir den Wald vom Altholz befreien. Während Manuel immer wieder die die Äste und Sträucher auf einem Haufen bündelt, fahren wir mit dem Traktor diese Bündel dann hinter den angelegten Hundeteich, um den sumpfigen Untergrund zu stabilisieren. Nachbar Mariano ist gehbehindert und auf sein Pferd Pipa angewiesen. Da Pipa aber nicht bei bester Gesundheit ist, kommt Mariano alle paar Tage, um sein Pferd zu schonen und mit Manso sein Transportmittel zu tauschen. Da auch Loca sich einen Ausschlag an den Beinen holt, hat Claudia einiges zu tun. Regelmäßig wäscht sie die 3 Pferde, von Loca werden die Beine mit Essig gereinigt und auch die Entwurmung aller Pferde wird von ihr übernommen. Der Pickup der Schweizer wurde verkauft und die neuen Besitzer aus Deutschland kommen kurz vor Weihnachten in Paraguay an. Der Wagen wird von mir innen wie außen gewaschen, poliert, der Motorraum gereinigt. Am Tag der Übergabe fahre ich die neuen Besitzer dann zu Notar, Versicherung und zu diversen anderen Erledigungen. Susanne und Ueli, auch schweizer Overlander, treffen die Besitzer des Hauses auf ihrer Reise in Chile und kommen nach Independencia, um hier mal ein paar Wochen zu entspannen. So vergehen die Wochen und Monate wie im Flug und wir verlassen Mitte Januar Independencia mit Richtung Altos, um mal wieder Marion und Rene bei Hasta la Pasta zu besuchen. Ach ja, da war ja noch die Geschichte mit dem Kaiman.
Bei einem meiner nächtlichen Rundgänge mit den Hunden geht der Lichtstrahl meiner Taschenlampe runter zum Hundeteich, und siehe da……. zwei funkelnde Augen leuchten mir entgegen! Am Teich angekommen sehe ich gerade noch einen Kaiman im Wasser abtauchen, der sich wohl in den letzten Tagen oder beim letzten Regen hierher verlaufen hat. Die Überraschung ist perfekt, am nächsten Morgen sehen wir aus der Entfernung den scheuen Kameraden durchs Wasser schwimmen. Anfangs ist das rund einen Meter große Tier ziemlich scheu, und verschwindet, sobald wir durchs Tor in ca. 40 Metern Entfernung gehen. Wir bekommen den Auftrag, das Tier bei Laune zu halten und zu füttern, so daß er sich hier wohl fühlt und eventuell heimisch werden möchte. Wir bekommen von einem Nachbarn, der ebenfalls ein paar Kaimane in seinem Teich hat, die Information, daß vor allem Lunge zu den Lieblingsspeisen dieser Tiere gehört. Schnell erkennt der kluge Kaiman, daß es hier wohl regelmäßig Futter gibt sobald das Tor sich öffnet und er wird von Tag zu Tag zutraulicher. Das geht sogar so weit, daß er schon den Teich verlässt, sieht er einen von uns durchs Tor kommen. Ein wirklich schönes Tier, das wir hier zu Besuch haben. Über 7 Wochen dürfen wir uns an dem Besucher erfreuen, dann kommt ein heftiges Unwetter mit starkem Regen. Die Wassermassen haben die Rückwand des Teichs brechen lassen und das Wasser samt Kaiman war verschwunden. Nach Hasta la Pasta zu kommen hat schon so etwas wie „zu Hause ankommen“. Die letzten 4 Jahre waren wir regelmäßig hier zu Gast, haben uns immer gut erholt und hatten viel Spaß mit den Besitzern Marion und Rene und den zahlreichen Overlander-Gästen aus aller Welt. Dieses Mal hat der Besuch allerdings für mich ein persönliches Highlight auf Lager. Marion und Rene kennen ein Lokal, das von einem Deutschen geführt wird und der doch tatsächlich behauptet, er könne – auf Vorbestellung – eines meiner fränkischen Lieblingsspeisen zubereiten. Und so ist der Auftrag schnell erteilt und ein paar Tage später geht’s zum Schäufele-Essen nach Caacupé. Skeptisch, ob denn ein Schwabe ein vernünftiges Schäufele zubereiten kann, selbiges eventuell sogar mit Spätzle oder wer weis was serviert, erreichen wir das Lokal. Es gibt dann doch tatsächlich Schäufele, mit Kartoffelklößen und Blaukraut! Und das Schäufele ist perfekt zubereitet. Mit schöner Kruste und allem, was dazu gehört. Da freut sich der Franke. Bevor es nach Argentinien geht, wir planen endlich mal einen intensiveren Besuch von Buenos Aires, halten wir für zwei Tage bei unserer Lieblingswerkstatt, Mercedes Condor in Encarnacion. Unsere neue Windschutzscheibe wurde zweimal eingeklebt, und zweimal offensichtlich nicht besonders fachmännisch. Dieses Mal können wir erkennen, wie das der Profi macht. Die Scheibe wird in einen gut vorbereiteten Rahmen wieder perfekt eingeklebt, die Bremsen werden komplett neu gemacht, Filter getauscht und ein paar Kleinigkeiten mehr. Zufrieden verlassen wir Paraguay, und freuen uns jetzt auf Buenos Aires.
Den „intensiveren Besuch“ von Buenos Aires hatten wir uns deutlich anders vorgestellt. Ein Apartment im Zentrum der Stadt ist gebucht, der Abstellplatz für unser Mobil organisiert. Doch Dank Corona kommt alles ganz anders.
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