Nach längerer Fahrt erreichen wir die Provinz New Brunswick und fahren bis zum Hopewell Rocks Provincial Park. An der Bay of Fundy wird der Tidenhub nochmals besonders deutlich. Der Unterschied zwischen Ebbe und Flut kann bis zu 14 Meter betragen. Die Flower Pot Rocks (Blumentopffelsen), wirken bei Flut wie kleine Inseln. Sechs Stunden später bei Ebbe ragen sie als 15 Meter hohe Felsen aus dem trockenen Meeresboden, der dann auch begehbar ist. Zu unserer Überraschung sehen wir sogar einen Delphin in dem braunen Wasser des St. Lorenz.
Weiter zieht es uns Richtung Westen. Durch den Fundy National Park fahren wir bis Woodstock und weiter zu den Wasserfällen von Grand Falls. Wir gehen den kurzen Weg entlang des Flusses und betrachten die immensen Wassermassen, die hier durchgeschleust werden. Am Schwimmbad in der Ortschaft, nahe den Wasserfällen, wartet ein ruhiger Übernachtungsplatz auf uns.
Jetzt geht es in die Provinz Quebec. Auf dem Weg dorthin besuchen wir noch die Ortschaft Hartland, bekannt für die längste überdachte Holzbrücke der Welt (391 Meter). Wir machen ein paar Fotos und fahren weiter, denn wir möchten noch am selben Tag auf die andere Seite des St. Lorenz Stroms. Da die Überquerung des Flusses hier nur per Fähre möglich ist, entscheiden wir uns für den Hafen bei Troi-Pistoles. Über holprige Strassen kommen wir zum Fähranleger und sehen auch schon ein Schiff am Kai, wo bereits zwei Autos warten. Doch leider war der Weg umsonst. Wir erfahren vom Bootspersonal, daß die Fähre erst Ende Mai in Betrieb genommen wird und heute nur Sicherheitsübungen auf dem Programm stehen. Gemeinsam drehen wir um und müssen nach Riviere-du-Loop, einem 45 km entfernten Fährhafen, wo in 90 Minuten das nächste Schiff ablegt.
Wir kommen auf einer wesentlich besseren Straße gut voran und erreichen die Fähre rechtzeitig. Doch nachdem ein freundlicher Angestellter den Überhang unseres Wohnmobiles abgemessen hat, macht er uns klar, daß wir jetzt leider nicht mitfahren können. Es ist Ebbe, die Rampe des Schiffs ist zu steil und das Mobil würde aufsetzen. Aber bei der nächsten Fahrt um 18.00 sollten wir bei höherem Wasserstand die Fähre problemlos befahren können. Die zwei Stunden vertreiben wir uns mit Landkarten und Infomaterial über Quebec und beobachten Belugas (Weißwale), die sich hier recht zahlreich tummeln. Im St. Lorenz Strom sind im Sommer sogar Buckel- und Finnwale, die vom Plankton und Krillreichtum im Mündungsgebiet angezogen werden.
Um 18.00 ist weit und breit kein Schiff zu sehen. Ein einheimischer Passagier macht uns darauf aufmerksam, daß auf unserem Weg nach Quebec eine andere Zeitzone überfahren wurde und wir noch eine Stunde warten müssen. Dann dürfen aber auch wir aufs Schiff und sehen auf der Überfahrt neben Belugas noch ein paar Seehunde. In Saint-Simeon angekommen fahren wir gleich auf den Campingplatz am Fähranleger. Am Stellplatz genießen wir die schöne Aussicht auf den Strom und bleiben für ein paar Tage. Gut erholt zieht es uns in den National Park Hautes-Gorges-de-la Riviere-Malbaie. Bei zwischenzeitlich 33° Grad Hitze läßt man alles etwas langsamer angehen. Wir holen unsere Fahrräder aus der Garage und fahren an den Fluß. Die für den nächsten Tag geplante Wanderung mit 800 Metern Höhenunterschied wird bei diesen Temperaturen kurzer Hand verworfen. Ersatzweise entscheiden wir uns für eine Kajaktour auf dem Malbaie River. Eine tolle Landschaft mit Wasserfällen erstreckt sich vor uns. Nach 7 km flußaufwärts machen wir eine kurzen Rast und es geht flußabwärts wieder zurück. In den Bergen ist es immer noch sehr heiß und wir fahren weiter bis nach Sainte-Anne-de-Beaupre. Hier steht die gleichnamige, sehr sehenswerte Basilika mit ihren 90 Meter hohen Türmen. Die Basilika wurde bei einem Brand zerstört und 1923 wieder aufgebaut. Sie ist heute Nordamerikas größte Pilgerstätte. Gleich neben der Basilika ist ein riesiger, kostenloser Parkplatz für Wohnmobile direkt am St. Lorenz Strom. Für unsere nächste Unternehmung ein guter Ausgangspunkt. Mit den Fahrrädern geht es in das Naturschutzgebiet Cap Tourmente. Im April/Mai und September halten sich hier Tausende von Schneegänsen auf, bevor sie wieder weiterziehen. Bei der aktuellen Hitzephase hat sich aber auch schon die letzte Gans verabschiedet. Doch wir werden anderweitig entschädigt.
Zuerst steht uns ein Kolibri als Fotomotiv zur Verfügung. Vor unserer Wanderung weist uns die Dame im Visitorcenter darauf hin, daß am Morgen Schwarzbären in diesem Wald gesichtet wurden, die allerdings bei entsprechendem Verhalten nicht gefährlich seien. Wir starten trotzdem mit einem leicht flauen Gefühl in der Magengegend. Nach einer Stunde mitten im dichten Wald sehen wir dann unseren ersten Bären. Wir hören Geräusche und ca. 50 Meter hinter uns läuft ein ausgewachsener Schwarzbär den Hang herunter. Der Meister Petz interessiert sich aber kaum für uns und frißt sich gemütlich durch die Sträucher. Er beobachtet uns dabei, wie wir versuchen ein paar Bilder von ihm zu schießen. Danach gehen wir vorsichtig weiter und treffen eine halbe Stunde später dann auch noch auf eine Bärenmutter mit ihren zwei Kleinen. Die drei überqueren unseren Wanderweg ca. 40 Meter vor uns, rennen aber sofort den Berg hinauf, nachdem sie uns entdeckt haben. Wir melden unsere Bärensichtung im Visitorcenter und begeben uns zufrieden auf den Heimweg. Nach so viel „Wildnis“ freuen wir uns schon auf ein paar Tage Großstadt in Quebec und Montreal……